Digitales Classroom Management

Im Artikel „Guter Unterricht in einer digitalen Welt„, welcher im mebis Magazin veröffentlicht wurde, werden Gelingensfaktoren für guten Unterricht aufgezeigt und ausführlich erläutert. Als Grundlage für einen gelingenden Unterricht wird dabei die effektive Klassenführung hervorgehoben. Dieses Thema wird im Schuljahr 2025/26 einen Schwerpunkt bilden für die Beratung digitale Bildung und als solches auch den Schulen vorgeschlagen für die schulhauseigenen Fortbildungsangebote.

Effektive Klassenführung, oder Classroom Management, zielt zum einen auf Störungsprävention ab, als auch darauf, die Unterrichtszeit effektiv zum Lernen zu nutzen. Die veränderten Rahmenbedingungen, welche die Digitalisierung von Schule mit sich bringen, ringen den Lehrkräften eine Anpassung ihrer Klassenführung ab, um diese Ziele – Störungsprävention und effektive Nutzung der Lernzeit – auch in einem digitalen Setting zu erreichen, denn:

  • Lehrkräfte finden veränderte Klassenzimmer vor (Beamer, Soundbar, Digitale Tafel, Lehrerdienstgerät,…)
  • die Schule, Eltern und ältere Schüler kommunizieren digital
  • Schüler nutzen digitale mobile Endgeräte

Unkontrollierbare Veränderungen können bei Menschen zum Gefühl des Kontrollverlustes führen. Die gewohnte kreative Freiheit einer Lehrkraft, Unterricht selbstbestimmt zu planen, stößt dort an ihre Grenzen, wo neu geschaffene Tatsachen, z. B. eine digitale Tafel, bewährte Methoden, z. B. einen Einsatz der Tafelkreide, verunmöglichen. Eine Auseinandersetzung mit dem Digital Classroom Management – effektiver Klassenführung in einer digitalen Welt – zielt darauf ab, solche Momente zu minimieren und das gelingende Lernen in den Vordergrund zu rücken.

Betrachtet man das Bild eines digitalen Klassenzimmers, wie es im Votum der ALP Dillingen zu finden ist, erkennt man, dass dazu mehrere Orte gehören:

  • das eigene Lehrerbüro
  • das Klassenzimmer
  • Dateimanagement / Cloudlösung der Schule
  • mobile Endgeräte der Schüler

Grafik aus: Empfehlungen zur IT-Ausstattung von Schulen | mebis Magazin

Betrachtet man nun die einzelnen Bereiche und beleuchtet diese in Bezug auf Störungsvermeidung und effektive Lernzeitnutzung, ergeben sich verschiedene Aspekte, die es zu beachten gilt:

Lehrerbüro:

  • Digitale Medien (z. B. Fotos, Audios, Videos, Kartenmaterial) für den Einsatz im Unterricht planen und strukturiert vorhalten
  • Digitale Tools für den Unterricht planen und vorbereiten (z. B. Apps wie TimeTimer, zum Erstellen von Mindmaps, Umfragen oder Feedback)
  • bei der Unterrichtsplanung am eigenen Rechner: Zugänglichkeit der Daten für das Lehrerdienstgerät im Unterricht

Die Einsatz des ByCS-Drive unterstützt mit seinen Möglichkeiten Lehrkräfte DSGVO konform: es ist zum einen eine Schnittstelle zwischen Lehrer PC und Lehrerdienstgerät, so dass man von überall auf gespeicherte Medien zugreifen kann, zum anderen kann man darüber auch seinen Schülern gezielt Material digital zur Verfügung stellen. Darüber hinaus können Lehrkräfte und Schüler kollabortiv im Drive arbeiten und digitale Produkte online abgeben.

Klassenzimmer:

  • Vertrautheit mit der Technik (digitale Tafeln, Presenter, PCs, Tablets)
  • Einsatz von Helfer-Apps
  • Möglichkeit zu Hybridunterricht (Videokonferenzen)
  • Einsatz von Lernplattformen oder Feedbacktools

Die wohl vordergründigste Aufgabe aller Lehrkräfte ist es, sich mit der vorhandenen Technik in den Klassenzimmern vertraut zu machen. Die Verbindung zwischen Lehrergerät und digitaler Tafel herzustellen oder die richtige Soundeinstellung am Klassenzimmercomputer einzustellen sind klassische Fehlerquellen, welche den Unterrichtsfluss stören. Neben der eigenen Kompetenz braucht es dabei auch passende Unterstützungssysteme der Schule, die im Notfall helfend zur Seite steht. Unterrichtssettings, wie Distanz oder Hybridunterricht, sollten regelmäßig geübt werden, um im Notfall – der ja meist unangekündigt eintritt – darauf zurückgreifen zu können. Der Einsatz von Apps und Webseiten will ebenso im Vorfeld getestet und auf Stolperfallen abgeklopft werden, damit man im Unterricht „im Flow“ bleibt und nicht ausgebremst wird.

Dateimanagement/Cloudspeicher:

  • Cloud Lösung für Unterrichtsmaterial
  • Digitale Hausaufgaben
  • Feedback für Schülerinnen und Schüler
  • Datenschutz
  • Airdrop (nativ nur Apple Geräte)

Völlig neu in Erscheinung tritt mit der Einführung von mobilen Endgeräten für Schülerinnen und Schüler die Frage, wie diese Arbeitsmaterial erhalten und auch wieder bei der Lehrkraft abgeben können. Schulen verwenden dafür unterschiedliche Cloudlösungen, wobei das ByCS-Drive jeder Schule zur Verfügung steht und genau dieses Szenario sehr gut beherrscht. Auch Audiofeedbacks können im Drive DSGVO konform für Schüler abgelegt und zugänglich gemacht werden. Daneben gibt es mit der ByCS auch die Möglichkeit Lernkurse in mebis anzulegen, über die nicht nur Materialbereitstellung und -abgabe leicht zu realisieren sind, sondern darüber hinaus die Vielfalt an mediendidaktischen Möglichkeiten, z. B. über h5p, wesentlich erweitert wird. Ein weit verbreiteter ist die Nutzung von Airdrop. Zwischen Apple Geräten können Dateien auch ohne gemeinsames Wlan ausgetauscht werden. Für den Fall eines nicht funktionierenden Wlans oder eines Internetausfalls eine rettende Option, um eine geplante Stunde doch noch durchführen zu können. Eine ähnliche Funktion kann bei Android Geräten über Apps nachgerüstet werden.

Mobile Endgeräte der Schüler:

  • klare Regeln für den Gerätegebrauch (z. B. Tabletregeln, Laderituale, Handyordnung)
  • Monitoring der Geräte
  • assistive Möglichkeiten der Schülergeräte kennen

Austeildienst oder Tafeldienst sind Beispiele für klassische Elemente des Classroom Managements, mit dem viele Lehrkräfte arbeiten. Im digitalen Klassenzimmer benötigt es weiterhin klarer Strukturen. Rituale zum Laden von Schülergeräten, vorhandene Lademöglichkeiten und mit den Schülern klar ausgehandelte Nutzungsordnung sind Elemente des Digitalen Classroom Managements. Dass Schülerinnen und Schüler trotzdem versucht sind, mobile Endgeräte anders zu nutzen, als besprochen, gehört zu einem normalen Erziehungsgeschehen dazu. Um aber erzieherisch agieren zu können, müssen Lehrkräfte im Idealfall auch Zugriff auf das Nutzungsverhalten der Schülerschaft haben. Ähnlich wie in Computerräumen genutzte Monitoring Software gibt es dafür vorgefertigte Lösungen. Ein Beispiel stellt die Classroom App von Apple dar. Sind die Geräte der Schüler vom Administrator über das MDM richtig zugeordnet, kann die Lehrkraft live sehen, welche Apps in der Klasse geöffnet sind und so schnell Versuche, andere Anwendungen zu nutzen identifizieren. Noch effektiver für die erzieherische Arbeit ist aber die Möglichkeit, sich nach Beendigung der Stunde einen Klassenbericht mit allen geöffneten Apps anzeigen zu lassen und so Fehlverhalten auch nachträglich zu identifizieren. Mit diesen Informationen kann man als Lehrkraft genau die erzieherische Arbeit leisten, welche Schülerinnen und Schülern Halt geben im Umgang mit mobilen Endgeräten. Und zuletzt gilt es als Lehrkraft eine der zentralen Stärken der mobilen Endgeräte zu kennen und zu nutzen: assistive Möglichkeiten, wie Zoom, Vorlesefunktion oder geführter Zugriff unterstützen Schülerinnen und Schüler dabei, ihren individuellen Möglichkeiten gemäß zu lernen.

Fasst man zusammen, so kann man feststellen: Digitales Classroom Management oder effektive Klassenführung ist kein Zusatz, sondern Grundlage moderner Unterrichtsführung. Es beginnt bereits bei der Planung, setzt technisches Grundwissen voraus und lebt von einer positiven Fehler- und Fortbildungskultur.
Für Lehrkräfte bedeutet dies: digitale Kompetenzen entwickeln, flexibel bleiben und Strukturen schaffen, die Lernenden Orientierung und Motivation geben.